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Spezial zum Thema Junghahn-Mast

Bruderhähne erfolgreich vermarkten

Männliche Legehybride, im allgemeinen Sprachgebrauch auch Bruderhahn genannt, stehen in der Agrarpolitik hoch im Kurs. Durch den Verzicht auf das Töten von Eintagsküken, sollen sie eine sanfte Alternative zur rein marktwirtschaftlich orientierten Nutztierhaltung sein. Doch Geld mit der Aufzucht von Bruderhähnen zu verdienen, ist für Landwirte schwierig. Meist deckt der Schlachterlös der Zweinutzungshühner gerade einmal die Schlachtkosten. Ohne eine gute Vermarktung vor allem der Eier, zahlen Geflügelhalter schnell drauf. Doch es gibt auch Beispiele, wie es funktioniert.
 

Geflügelfleisch und Eier: So ist der Markt aufgebaut

Konventionell erzeugtes Geflügelfleisch dominiert den deutschen Markt. Im Jahr 2020 wurden laut Bundeslandwirtschaftsministerium rund 1,86 Mio. Tonnen Geflügelfleisch konsumiert, der Anteil von Bio-Geflügelfleisch lag bei 12.700 Tonnen. Bei Eiern spielt Bio hingegen eine größere Rolle: Von 12,9 Mrd. in 2020 produzierten Eiern stammten 1,6 Mrd. aus ökologischer Produktion. Jährlichen Zuwachsraten in der konventionellen Eierproduktion von rund 3% stehen etwa 8 % im Ökobereich gegenüber. 
Besonders profitiert hat die ökologische Erzeugung während der Corona-Pandemie, als regionale Produkte verstärkt nachgefragt wurden. So stieg der Umsatz an Bio-Produkten allgemein im Jahr 2020 um rund 22 % gegenüber Vorjahr. Zwar hat sich durch die gestiegene Teuerungsrate seitdem die Nachfrage nach höherpreisigen Bio-Lebensmitteln deutlich abgeschwächt. Dennoch bleiben die Erzeugnisse aus ökologischer Landwirtschaft beliebt und erfreuen sich zudem politischer Unterstützung.
 

Bruderhähne: Diese Rolle spielen sie auf dem Geflügelmarkt

Im konventionellen Bereich hat sich die Geschlechtsbestimmung im Ei durchgesetzt. Zwar sollte ursprünglich ab dem 1.1.2024 das Töten von ¬Embryonen im Brutei nach dem 6. Bruttag verboten werden, was das Aus dieser Alternative zum Kükentöten bedeutet hätte. Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse wurde bei der Geschlechtsbestimmung im Ei die Selektionsfrist aber inzwischen bis zum 12. Tag verlängert. Daher dominiert die Geschlechtsbestimmung im Ei den konventionellen Markt, die Bruderhahnaufzucht ist eine Nische geworden. 
 

5 Tipps zur Vermarktung

1. Bewusstsein bei Verbrauchern für die Bruderhahn-Aufzucht schaffen.

2. Eier von Legehennen mit Bruderhahnaufzucht deutlich als solche kennzeichnen.

3. Die vermeintlichen Schwächen von Bruderhahn-Fleisch (starke Geschmacksintensität) als Stärken vermarkten.

4. Konsequent in die Information von Kunden über Bruderhähne investieren.

5. Partnerschaften mit spezialisierten Aufzucht- und Schlachtbetrieben prüfen.

Im Biobereich dagegen haben sich schon frühzeitig die meisten Bioverbände gegen die Geschlechtsbestimmung positioniert. Die Bruderhahnaufzucht hat sich daher hier durchgesetzt. Wie die Marktinfo Eier und Geflügel - MEG in einer Schätzung im Jahr 2023 mitteilte, dürfte der Anteil der Bruderhahnaufzucht hier bei circa 90 Prozent liegen. Zu einem Teil werden die männlichen Küken ins Ausland verkauft. Außerdem nimmt hier auch die Bedeutung von Zweinutzungsrassen zu. Indem man auf Hühnerrassen umsteigt, die sowohl für den Legebereich als auch für die Mast geeignet sind, erhofft man sich ein gutes Gesamtergebnis. Allerdings sind Forschung und Züchtung noch nicht weit fortgeschritten. Zweinutzungsrassen liegen aktuell deutlich hinter den Lege- und Mastleistungen der hybriden Rassen zurück.
 

So ist die Wirtschaftlichkeit bei Bruderhähnen

Die große Herausforderung für Erzeuger ist die Vermarktung. Oft wird das Fleisch z.B. auch von Bio-Legehennen als konventionelle Ware verkauft („Suppenhühner“), da die Nachfrage nach Althennen sehr begrenzt ist. Laut DLG Merkblatt 494 liegen die Kosten, einen Bruderhahn unter Öko-Bedingungen auf ein Zielgewicht von 1500 g aufzuziehen zwischen ca. 8,30 und 9,90 €/Tier. Der Schlachterlös der Tiere deckt lediglich die Schlachtkosten ab, Bruderhahn-Fleisch ist wegen seines geringeren Fettanteils schwieriger zu verarbeiten. Eine Querfinanzierung über den Eierpreis ist unabdingbar.
Der Zuschlag für Eier von Legehennen mit Bruderhahnaufzucht muss entsprechend dieser Berechnungen zwischen 3,2 und 3,8 Cent je Ei im Öko-Bereich und 1,1 bis 1,4 Cent in der konventionellen Erzeugung liegen. Aktuell liegen die bezahlten Zuschläge bei rund 4 Cent für Bio- und 2 bis 2,5 Cent für konventionelle Ware. Ob Landwirte zu diesem Bedingungen Gewinn erzielen können, hängt von Futter- und Energie- sowie den Fixkosten auf der einen Seite, aber auch vom Erfolg in der Vermarktung ab.
 

Bruderhahn-Vermarktung: Die wichtigsten Wege

Vermarktungswege von Bruderhahn-Fleisch reichen über Hofladen, Wochenmarkt und Verkaufswagen bis zum Online-Versand. Die höchsten Preise erzielen Erzeuger mit der Direktvermarktung von Bruderhahn-Fleisch bzw. Fleischprodukten. Nur rund 23 % des gesamten Bio-Geflügelfleischs konnten jedoch 2022 direkt vom Erzeuger auf Wochenmärkten oder beim Metzger verkauft werden. Manche Betriebe bieten zudem Patenschaften an, bei denen Kunden z.B. das Futter für die Bruderhähne bezahlen und anschließend das Fleisch als Suppenhuhn erhalten.

Der durchschnittlichen Verkaufserlöse von Bruderhahn-Fleisch im Öko-Bereich lag im Jahr 2020 bei 13,80 €/kg. Dabei werden Bruderhähne jedoch selten als ganze Tiere vermarktet. Häufig werden sie in verarbeiteten Produkten wie Bruderhahn-Frikassee, Gockel-Bolognese oder Bruderhahn-Suppe verwendet. Damit wird Bruderhahnfleisch ähnlich verarbeitet, wie das Fleisch von Althennen oder Suppenhühnern.


Text: Agnes Michel-Berger, freie Autorin 

DLG-Merkblatt 494

Aufzucht und Mast von männlichen Legehybriden

Das Merkblatt fasst auf der Basis praktischer Erfahrungen und unter Berücksichtigung bereits existierender gesetzlicher Regelungen die Kenntnisse zur Haltung, Fütterung und Tiergesundheit für die Aufzucht von Junghähnen zusammen.

Zum DLG-Merkblatt 494

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