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Zuckerrüben-Sätechnik

Auf das einzelne Korn kommt es an

Von neuen Einzelkornsämaschinen werden eine exakte Ablage bei hoher Fahrgeschwindigkeit und flexible Einsatzmöglichkeiten erwartet. Eine genaue Standraumverteilung soll zudem das Wachstum der Rüben verbessern und die mechanische Unkrautbekämpfung erleichtern.

Die Zuckerrüben-Anbaufläche in Deutschland ist seit Jahren stabil. 2023 betrug sie hierzulande 392.000 Hektar, womit Deutschland nach Frankreich der zweitgrößte Zuckerproduzent in der EU ist. Selbst weltweit gesehen rangiert Deutschland weit vorne im Zuckerrübenanbau. Für Hersteller von Einzelkornsämaschinen für Zuckerrüben ist Deutschland daher durchaus ein interessanter Markt.

Geht es um Einzelkornsätechnik allgemein, muss freilich gesagt werden, dass die Fläche für den Maisanbau in Deutschland mit annähernd 2,5 Millionen Hektar um etwa sechs Mal größer als für den Rübenanbau ist. Das heißt, dass es für die Hersteller lohnenswerter ist, Einzelkornsätechnik für Mais statt für Zuckerrüben anzubieten. Das gilt natürlich auch für die großen Landmaschinenmarken wie John Deere, Agco, Case-IH und New Holland, die sich eher auf Einzelkornsätechnik für Mais oder Soja konzentrieren.

All das spiegelt sich auch im Marktangebot in Deutschland wider: So gibt es Hersteller, die Sätechnik für Mais anbieten, aber nicht gleichzeitig für Zuckerrüben. Und es gibt solche, die neben der Mais-Sätechnik auch Maschinen für die Zuckerrüben-Aussaat anbieten. Hinsichtlich der Ausführung werden wiederum Maschinen angeboten, die das Saatgut beider Früchte aussähen können – und gegebenenfalls auch von Raps, Sonnenblumen, Erbsen, Bohnen, Chicorée usw.

Spezielle Sätechnik für Rüben

Zwar werden schon seit etlichen Jahren Maschinen angeboten, die für viele verschiedene Saatgutarten geeignet sind. Für den Wechsel des Einsatzes werden lediglich die Dosierscheiben ausgetauscht und die Abstände der Säeinheiten verändert. Der Umbau ist jedoch in der Regel aufwendig, vor allem wenn es um die Verstellung der Reihenabstände geht und keine automatische Verstelltechnik vorhanden ist.

Hinzu kommt, dass man immer Kompromisse eingehen muss. Gerade dann, wenn der Unterschied beim Reihenabstand so groß ist wie bei Mais und Zuckerrüben. Es kommt auf den einzelnen Betrieb an, ob man sich für eine kombinierte Maschine für die Aussaat von Mais und Zuckerrüben entscheidet oder für jede Fruchtart eine spezielle Maschine.

Wer sechsreihig Mais sät und diese Maschine auch für die Rübenaussaat einsetzen möchte, ist bei Rüben längst nicht so schlagkräftig, als wenn er eine 12- oder 18-reihige Rüben-Sämaschine einsetzen würde. Als landwirtschaftlicher Betrieb mit großer Zuckerrüben-Anbaufläche kann es also unter Umständen mehr Sinn machen, ein einfaches Zuckerrüben-Sägerät anzuschaffen als eine kombinierte Maschine.

Zu den Sägeräten, die speziell für die Zuckerrübenaussaat entwickelt wurden, gehört seit Langem das Modell DU 3000 von Schmotzer, das heute mit bis zu 24 Säeinheiten angeboten wird. Der Antrieb erfolgt mechanisch über die Laufräder. Nach eigenen Angaben verfügt die Maschine über eine sogenannte Nullablage. Das bedeutet, dass die Umlaufgeschwindigkeit der Säscheibe immer der Vorfahrtgeschwindigkeit entspricht. Das soll gewährleisten, dass die Saatpille beim Abwurf in die Saatfurche nicht verrollt und so immer ein gleichbleibender Abstand der Saatpillen in der Furche gesichert ist. Verschiedene Druckrollen sollen für alle Bodenverhältnisse für den richtigen Andruck sorgen.

Möglich ist bei der UD 3000 auch die Mulch- oder Direktsaat. Hierfür ersetzen zwei Sechscheiben mit seitlichen Führungsrollen die vorlaufende Druckrolle. Zur Höhenführung können alternativ zwei Farmflexrollen hinter der jeweiligen Säeinheit eingesetzt werden. Neben dem mechanischen Antrieb bietet Schmotzer auch einen elektrischen Antrieb für jede einzelne Säeinheit an. Je nach Arbeitsbreite kann die DU 3000 für den Straßentransport am Dreipunkt hydraulisch geklappt oder längs gezogen werden.

Mit dem Modell DU 2000 bietet Schmotzer außerdem eine mechanische Einzelkornsämaschine für Rüben, Mais und verschiedene Gemüsesorten an.

Säeinheiten individuell steuern

Kverneland bietet mit der Baureihe Monopill ebenfalls eine spezielle Rüben-Sämaschine an, die aber auch für die Aussaat von Raps oder Gemüse wie Chicorée eingesetzt werden kann. In der Ausführung Monopill E-Drive II wird jede Säeinheit individuell elektrisch angetrieben. Außerdem kann jede Reihe einzeln über das ISOBUS-Terminal angesteuert werden. Das ermöglicht eine Reihe von Möglichkeiten: Die Aussaatstärke (Abstand) in jeder Reihe kann individuell eingestellt werden – auch während des Säens. Das ist zum Beispiel nützlich für die Reihen, die direkt an den Fahrgassenspuren grenzen. Hier kann die Aussaatstärke um bis zu 30 Prozent erhöht werden, Verluste durch Fahrgassen teilweise zu kompensieren. Die jeweiligen Funktionen können automatisiert werden.

Die e-drive-II-Funktionen steuern und überwachen die elektronischen Komponenten der Sämaschine. Dazu zählen zum Beispiel die Überwachung der Kornablage und Hydraulikfunktionen wie das Einsetzen und Ausheben der Spuranreißer.

In die Zukunft weist Kverneland mit der Ausführung Geoseed. Hierbei werden die Rübenpillen von Reihe zu Reihe automatisch im Dreiecksverband abgelegt. Damit ist eine optimale Standraumverteilung gewährleistet, sodass die Rübenpflanzen von Beginn an Licht, Wasser und Nährstoffe optimal ausnutzen können. Die exakte Verteilung der Pflanzen optimiert nach eigenen Angaben sowohl den chemischen Pflanzenschutz als auch die mechanische Unkrautbekämpfung. Unterblattspritzungen sind durch die gleichmäßige Verteilung effizienter. Außerdem ermöglicht dieses System das genauere mechanische Hacken quer zur Reihe. Dadurch kann wiederum die chemische Unkrautbekämpfung reduziert werden – so argumentiert Kverneland. Die Baureihe Monopill bietet Kverneland mit Arbeitsbreiten bis 18 Reihen an.

Teilflächenspezifische Aussaat

Mit den beiden Modellen Matrix 1200 und Matrix 1800 hat Grimme zwei Baureihen mit zwölf und 18 Reihen im Programm. Beide Baureihen ermöglichen Reihenabstände von 45 oder 50 cm. Neben Zuckerrüben eignen sich alle Modelle nach eigenen Angaben auch für die Aussaat bei Raps oder Wurzelzichorien (z.B. Chicorée). Die Matrix-Sämaschinen können serienmäßig für die Mulchsaat und für die Normalsaat eingesetzt werden. Der Schardruck lässt sich in vier Stufen bis auf maximal 90 kg je Säeinheit einstellen.

Der elektrische Antrieb der Zellenräder bietet mehrere Funktionen für die teilflächenspezifische Aussaat. So können die Säabstände je Reihe und die Anzahl der Pillen je Hektar per ISOBUS-Bedienung variabel eingestellt werden. Auch Section Control ist möglich, um zum Beispiel Keilstücke bei ungleichmäßigen Feldabmessungen nicht doppelt einzusäen.

Depotdüngung für Zuckerrüben

Die Depot- oder Unterfußdüngung ist im Maisanbau hierzulande nichts Neues, im Zuckerrübenanbau aber schon. In Skandinavien wird die Unterfußdüngung – nicht zuletzt aufgrund der klimatischen Bedingungen – bereits seit Jahren angewendet. Seit einigen Jahren gibt es auch in Deutschland Versuche mit der Depotdüngung bei Zuckerrüben.
Ein Grund, warum in Deutschland die Unterfußdüngung bei der Aussaat von Zuckerrüben bisher skeptisch betrachtet wird, ist die Empfindlichkeit der Zuckerrübenpflanzen gegenüber mineralischem Dünger im frühen Wachstumsstadium. Immerhin beschäftigen sich bereits mehrere Landtechnikhersteller hierzulande mit diesem Thema (z. B. Grimme und Amazone). Entscheidend ist, dass das Düngerdepot bei der Aussaat so positioniert wird, dass die Jungpflanzen bei der Wurzelbildung nicht geschädigt werden. Der Dünger muss in einem bestimmten Abstand zum Samen abgelegt werden, sowohl vertikal als auch horizontal.

Amazone bietet mit der 8-reihigen Einzelkornsämaschine Precea 6000 (Grundausstattung) bereits ein solches Modell an. Die Baureihe ist für die Aussaat von Mais, Soja, Sonnenblumen, Rüben, Raps oder auch Sorghum geeignet. In der Grundversion hat die Maschine keine Düngerausstattung. Die CC-Modelle haben einen Düngertank am Heck. Möglich ist eine Erweiterung mit einem Düngerbehälter im Front-anbau (Typ 2FCC). Je nach Ausführung ist der Rahmen für die Säeinheiten starr oder hydraulisch klappbar.

In der Ausführung Precea Super können die Säeinheiten automatisch einzeln geschaltet werden. So lassen sich Aussaat-stärken einzelner Reihen unabhängig voneinander verändern. Außerdem lassen sich die Säeinheiten einzeln nacheinander abschalten, sodass doppelt eingesäte Keilstücke bei ungleichmäßigen Feldabmessungen – sei es am Vorgewende oder am seitlichen Feldrand – vermieden werden. Nach eigenen Angaben sind in Verbindung mit einem elektrischen Antrieb Fahrgeschwindigkeiten von 15 km/h möglich.

Individuelle Pluspunkte

Die Fahrgeschwindigkeit ist zusammen mit der Arbeitsbreite entscheidend für die Flächenleistung. Väderstad führt mit der Baureihe Tempo bereits diesen Anspruch in der Modellbezeichnung – freilich ohne dabei zu sagen, wie hoch die maximale Geschwindigkeit bei den eigenen Maschinen sei. Die hohe Fahrgeschwindigkeit soll bei allen Säverfahren möglich sein – ob bei No-Till, minimaler oder konventioneller Bodenbearbeitung.

Die Baureihe Tempo V 6–12 lässt sich sehr variabel einsetzen und ist für Zuckerrüben, Mais und andere Saatgüter geeignet. An dem Rahmen lassen sich sechs bis zwölf Säeinheiten montieren. Die Reihenabstände reichen von 45 bis 80 cm. Die Säeinheiten lassen sich durch einen speziellen Reihenwechselwagen leicht abbauen, lagern oder wieder montieren. Und auf Wunsch kann die Maschine mit einer Düngevorrichtung inklusive Fronttank ausgestattet werden.

Auf vielseitige Einsatzmöglichkeiten unter verschiedenen Bedingungen setzt auch Monosem bei der Baureihe MECA, die ebenfalls für alle Bodenbearbeitungsverfahren geeignet ist und mit maximal 18 Reihen angeboten wird. Entwickelt wurde die MECA-Baureihe für die Aussaat von Zuckerrüben, Raps und Gemüse wie etwa Chicorée. Die Säaggregate können wahlweise mechanisch oder elektrisch angetrieben werden. Bei Maschinen mit E-Antrieb wird jede Säscheibe mittels Elektromotor über einen Zahnriemen angetrieben. Die Elektromotoren werden über die ISOBUS-Steckdose des Schleppers versorgt. Fotozellen überprüfen den Körnerfall und -abstand, und ein Radar misst die Fallgeschwindigkeit und kontrolliert so den Abstand. Das System ermöglicht eine manuelle oder automatische GPS-Reihenabschaltung, sodass bei Keilstücken oder an schrägen Vorgewenden nicht doppelt gesät wird.

Leichte und schwere Ausführungen

Kuhn bietet mit den Modellen Kosma M und Maxima 3 gleich zwei Baureihen für die Zuckerrüben-Aussaat an. Möglich ist aber auch die Aussaat von Mais, Raps oder Soja. Die Baureihe Kosma M ist die leichtere, leichtzügigere Variante, erlaubt nach eigenen Angaben Fahrgeschwindigkeiten bis 8 km und einen Schardruck bis zu 120 kg. Für die schwere Baureihe Maxima 3 gibt Kuhn Fahrgeschwindigkeiten bis 10 km/h und einen Schardruck bis 180 kg an.

Beide Baureihen sind mit mechanischem und elektrischem Antrieb der Säaggregate lieferbar. Ausführungen mit E-Antrieb bieten auch bei Kuhn die Möglichkeit, per ISOBUS alle Säaggregate hinsichtlich Ein- und Ausschaltung und Aussaatstärke einzeln anzusteuern. Außerdem können beide Modelle bei Bedarf mit Düngevorrichtungen ausgestattet werden. Abhängig von den Bodenverhältnissen lassen sich für die Düngerausbringung Scheiben- oder Schleppschare montieren.

Säaggregate hydraulisch verschieben

Horsch bietet mit der Maestro 6 TX eine vielseitig einsetzbare Einzelkornsämaschine an. Die Säaggreagte sind auf dem Rahmen hydraulisch verschiebbar. Im Bereich von 45 bis 80 cm lassen sich die Säeinheiten in 5-cm-Stufen verschieben. Die Arbeitsbreite reicht von 2,60 bis 4,80 m. Je nach Einsatz ist die Ausrüstung mit einer Düngevorrichtung möglich. Außerdem gibt Horsch eine mögliche Fahrgeschwindigkeit bis 15 km/h an. Der Schardruck wird hydraulisch erzeugt und kann so hoch eingestellt werden, dass auch die Direktsaat möglich ist.

 

Fazit

Bei allen Herstellern kann die Einzelkornsämaschine individuell für verschiedene Einsatzbedingungen konfiguriert werden. Aber nicht immer macht es Sinn, alle möglichen Ausstattungsoptionen „mitzukaufen“, sofern sie für den eigenen Betrieb nicht erforderlich sind. Wer die Maschine z. B. nur für die Zuckerrübenaussaat nutzt, benötigt keine Reihenabstände von 75 cm und ggf. auch keine Düngeausrüstung.
Wichtige Kriterien sind die Art der Bodenbearbeitung, die geforderte Flächenleistung und die Anforderungen hinsichtlich Ablagegenauigkeit und späterer Pflege des Bestandes.

In Bezug auf die Bodenbearbeitung (konventionell, minimal oder No-Till) können die Maschinen mit verschiedenen Säscharen oder Schneidscheiben ausgestattet werden. Auch der maximale Schardruck ist hier zu berücksichtigen.

Die hohe Fahrgeschwindigkeit wird von einigen Herstellern hervorgehoben. Es macht natürlich einen Unterschied, ob mit einer Geschwindigkeit von 8 oder 15 km/h gesät wird. Aber mancher Betrieb setzt hier auf eine größere Arbeitsbreite und nimmt in Kauf, mit geringerer Geschwindigkeit zu säen. Dann ist der Unterschied in der Flächenleistung schon nicht mehr so groß.

Der Steuerung der Maschine mit dem Bedienterminal in der Schlepperkabine (inklusive ISOBUS) bietet enormes Potenzial hinsichtlich Komfort und Effizienz. Um Möglichkeiten wie z. B. die Veränderung der Aussaatstärke, Fahrgassenschaltung, Ansteuern einzelner Säeinheiten nutzen zu können, ist ein elektrischer Antrieb jedes Säaggregats erforderlich. Gerade bei großen Arbeitsbreiten ist der elektrische Antrieb zu empfehlen.


Gerd Theißen
freier Journalist, Erkelenz
gerd.theissen@t-online.de