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Exkursion nach Wermsdorf in Sachsen

FISCH verpackt und innovativ vermarktet

Unter dem Motto: „Fisch verpackt und innovativ vermarktet“ lockte der DLG-Ausschuss für Aquakultur zu seiner 44. Sitzung nach Wermsdorf in Sachsen. Fisch und Seafood sind an Vielfalt nicht zu überbieten. Dies gilt für Herkunft, Produktionsweise, Spezies und Vermarktungsformen. Die Betriebsbesichtigungen passten deshalb in ihrer Unterschiedlichkeit genau ins Bild der Branche: Auf der einen Seite die Euro Fine Fisch GmbH als Großhandelspartner mit einer täglichen Produktion von bis zu 25 t Seafood für den Lebensmitteleinzelhandel, auf der anderen die traditionelle Teichwirtschaft in Wermsdorf. Die wurde vor 500 Jahren erstmals urkundlich erwähnt.

Großhandel trifft Tradition

Die Verarbeitung von Fisch und Seafood stellt in Produktion, Verarbeitung und Verpackung höchste Anforderungen an Hygiene, Sorgfalt und Einhaltung der Kühlkette. Der Besuch der Euro Fine Fish GmbH im sächsischen Grimma beeindruckte durch das „Hygiene-Onboarding“ mit intensiver Schulung, mit Kleidungswechsel und „Zwangsgang“ zur Händedesinfektion in der Hygieneschleuse.

Lachsseiten softwarebasiert aufgeteilt

Am Tag der Besichtigung wurden an drei separaten Linien Seafood-Produkte verarbeitet und verpackt. An einer Linie wurden Garnelen schonend aufgetaut, in einem weiteren Schritt mariniert und im Anschluss portioniert und Skin-verpackt. An einer zweiten Linie wurden die bereits als Filet angelieferten Lachsseiten softwarebasiert in gleich schwere Portionen aufgeteilt, hiernach maschinell geschnitten und mit modifizierter Atmosphäre (MAP) verpackt. An einer dritten Linie wurden die als runde Doraden auf Eis angelieferten Fische maschinell ausgenommen und anschließend als Einzelfisch MAP-abgepackt.

Gut verpackt ist halb verkauft

In Südeuropa liegt der Anteil des unverpackten Fischs, der über den Ladentisch verkauft wird, bei 80 Prozent. Anders sieht es in Nordeuropa aus. Hier sind es die Kunden überwiegend gewohnt, ihre Ware eingeschweißt zu erwerben, berichtet Jan Röttger von SealedAir.

Hierbei überwiegen MAP- und Skin-Verpackungen. Bei MAP wird die Zusammensetzung der Atmosphäre in der Verpackung gezielt verändert und bei der Skin-Verpackung wird ein Vakuum gezogen, sodass das Produkt in direktem Kontakt mit einer dünnen Plastikfolie überzogen ist. Ziel ist es, den Anteil von Verpackungsmaterial auf ein Minimum zu reduzieren und die Materialen nach dem Einsatz recyclen zu können.

Naturnahe Erzeugung

Die Teichwirtschaft Wermsdorf bedient sich eher der klassischen Form der Fischvermarktung. Die in den Teichen aufgezogenen Karpfen, Schleien, Hechte, Zander, Forellen und Welse werden auf eine naturnahe und für die Umwelt verträgliche Art und Weise erzeugt und frisch oder geräuchert direkt an den Kunden veräußert. Der klassische Hofladen ist dabei genauso erfolgreich wie die Fischimbiss Container auf logistisch günstig gelegenen Parkplätzen.

Im Herbst dominiert ein traditionelles Abfischen die Region. Die Veranstalter laden ein zum „Horstseefischen“. Mittlerweile hat sich das Event zu einem Volksfest an der Teichwirtschaft Wermsdorf entwickelt. Rund 40.000 Besucher kommen jedes Jahr. Die Leipzig Messe organisiert die Veranstaltung.

Online-Portale für den Fischversand

Automation ist überall ein Thema, so auch für frische und geräucherte Forellen. Die personal- und zeitsparenden, gekühlten Verkaufsautomaten (Forell-O-Mat) der Forellenzucht Dettmeyer auf der Station in Bad Iburg wurden deshalb bei der Besichtigung heiß diskutiert und dürften sicher von sich reden machen. Frei nach dem Motto „Zieh’n Fisch“!

Rege Diskussionen und Erfahrungsberichte aus dem Expertenkreis gab es zu verschiedenen Online-Portalen für den Fischversand, Street-Food-Wagen auf Veranstaltungen oder die Ausgabe von Fischaktien, die es den Aktionären ermöglicht, ihre Fische über eine Life-Webcam beim Wachsen zu begleiten.

Die Vermarktung von Aquakulturerzeugnissen aus Deutschland hat demnach allen Grund, innovative neue Formen für die Produktplatzierung zu testen.


Dr. Birgit Schmidt-PuckhaberDLG-Fachzentrum Landwirtschaft, Projektleitung Aquakultur, B.Schmidt-Puckhaber@dlg.org

 

In Deutschland wurden 2023 rund 1,1 Mio. t Fisch und Seafood konsumiert. Der Pro-Kopf-Verzehr beträgt im Durchschnitt der vergangenen Jahren konstant zwischen 13 und 14 kg und liegt damit unterhalb des weltweiten Durchschnitts in Höhe von 19 kg pro Kopf und Jahr. Rückläufige Anlandungen und eine abnehmende Eigenproduktion bedingen eine hohe Importrate von 90 Prozent für Fisch und Seafood in Deutschland.