Zum Hauptinhalt springen

Weg von fossilen Treibstoffen in der Landtechnik

Dr. Tobias Ehrhard zum Einsatz klimaneutraler Kraftstoffe

die Landtechnikindustrie fungiert als Enabler klimafreundlicher Antriebe im Agribusiness. Wer über Agrardiesel spricht, begibt sich unmittelbar in eine politisch wie gesellschaftlich hochbrisante Debatte um Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit. Dabei muss klar sein: Im Ackerbau sind flüssige, wie gasförmige Energieträger, auch in Zukunft nicht substituierbar. Schließlich ist der Leistungsbedarf entlang der gesamten landwirtschaftlichen Produktionskette immens. Elektrische Antriebe sind in der Breite auf absehbare Zeit keine Alternative.

Was wir stattdessen ohne Zeitverzug einleiten müssen, ist eine effektive Kraftstoffwende, die politisch vollumfänglich unterstützt wird. Denn jetzt kommt es darauf an, schnell zu sein und auf verfügbare Lösungen zu setzen. Doch wie lässt sich das konkret realisieren? Technologisch gesehen, liegen längst alle Optionen auf dem Tisch. Moderne Landmaschinen und Traktoren lassen sich schon heute segmentübergreifend mit klimaneutralen, alternativen Kraftstoffen betreiben.

Besonders bieten sich biogene Kraftstoffe aus hydrierten Pflanzenölen an. Unter der Verkehrsbezeichnung HVO 100 sind diese bereits vielerorts marktgängig. Sie sorgen dafür, die CO2-Emissionen im Vergleich zu fossilem Diesel um bis zu 90 Prozent zu reduzieren. Ein besserer und schnellerer Beitrag zum Klimaschutz ist kaum zu haben.

Wir müssen den Landwirten alle Möglichkeiten an die Hand geben, um ihre Flächen nachhaltig und wettbewerbsfähig bewirtschaften zu können. Die Kraftstoffwende ist ein zentraler Baustein dafür. Sie muss kommen – und zwar Jetzt

Geringer Anteil an Gesamtemissionen

Insgesamt werden auf deutschen Straßen jährlich gut 150 Mio. t  CO2 emittiert. Das entspricht einem Treibstoff-Äquivalent von rund 52 Mio. t  Benzin, Diesel oder Gas. Alle hierzulande betriebenen Landmaschinen und Traktoren, die bekanntlich als systemrelevante Produktionsfaktoren zur Erzeugung von Nahrungsmitteln fungieren, benötigen im selben Zeitraum 1,7 Mio. t  Kraftstoff.

Einsatzspezifische Auswahl

Ungeachtet des in Summe sehr geringen Anteils an den Gesamtemissionen stellt sich die Landtechnikindustrie ihrer Verantwortung: als wichtiger Enabler des klimaneutralen Agribusiness von morgen. Das breite Spektrum unterschiedlicher landwirtschaftlicher Anwendungen macht allerdings eine einsatzspezifische Auswahl geeigneter Antriebssysteme anstelle einer Einheitslösung erforderlich. Nachhaltige flüssige und gasförmige Kraftstoffe – sowohl biogene als auch synthetische wie E-Fuels – sowie batterieelektrische Antriebskonzepte müssen kombiniert genutzt werden, um das Klimaschutzpotential optimal auszuschöpfen.


Dr. Tobias Ehrhard,
Geschäftsführer VDMA Landtechnik,
Frankfurt am Main