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Biogas – Aufwind für den Klimaschutz

Uwe Welteke-Fabricius´Einschätzung vor dem Hintergrund von Kohleausstieg und Gaspreiskrise

Die neue Bundesregierung muss und will den Pariser Vertrag einhalten und den Kohleausstieg vorziehen. Moderne Gaskraftwerke sollen den Strom erzeugen, solange Wind und Sonne nicht jederzeit liefern.  Dabei wird naturgemäß immer eine Lücke bleiben. Gleichzeitig erleben wir beispiellos hohe Strompreise, weil die Stromerzeugung aktuell noch völlig von Gasimporten abhängig ist, die plötzlich drastisch teurer wurden.

Was hat das mit Biogas zu tun? Tatsächlich wäre Spitzenlaststrom aus flexiblen Biogas-BHKW nicht nur klimafreundlicher, sondern viel kostengünstiger als Gaskraftwerke – und sicherer. Vielleicht am Wichtigsten: Biogas steht mehr als ein Jahrzehnt früher zur Verfügung als andere THG-neutrale Gase, wie zum Beispiel Wasserstoff.

Die Entwicklung zeigt Biogas auch für die Landwirtschaft in einem neuen Licht: Der Preissprung am Strommarkt hat Betreibern von flexiblen Anlagen im September und Oktober bis zu 6,5 Ct/kWh mehr Erlöse eingebracht. Die teuersten 20 Prozent der Stunden lagen im Mittel über 20 Ct/kWh. Damit wären die Erzeugungskosten bei flexiblen Biogasanlagen auch ohne Förderung gedeckt – und Biogas „marktfähig“!

Doch die Preiskrise wird vorübergehen. Erst nach Abschaltung der fossilen und atomaren Altkraftwerke und einem deutlich höheren CO2-Preis werden diese Verhältnisse wiederkehren. Bis dahin muss die Transformation durch eine entschlossene Förderung aus dem EEG fortgesetzt werden. Diese Förderung lohnt sich auch volkswirtschaftlich und spart unserer Wirtschaft mehr Geld ein, als sie kostet.

Um die „gesicherte Leistung“ im Stromnetz zu ersetzen, hätte die Umstellung der Biogasanlagen auf flexible Speicherkraftwerke gleich mehrere weitere Nutzeffekte: Die Abschaltung der Dauereinspeisung bei Niedrigpreisen würde Stromleitungen freimachen für mehr Wind- und Sonnenstrom. Das senkt die Kosten für Redispatch und den Netzausbau.

Mehr noch: 2014 wurde der Ausbau der Biogaserzeugung in Deutschland unter dem Eindruck der Diskussion über Vermaisung und „Tank oder Teller“ auf nahezu Null ausgebremst. Inzwischen ist die Branche aber erheblich weiter. Die Biogaserzeugung könnte etwa verdoppelt werden – mit mehr Nachhaltigkeit.

Auch die Landwirtschaft könnte nämlich einen Teil ihres Klimaproblems mit Hilfe von Biogas lösen. Tierfreundliche Stallhaltung mit Stroheinstreu und anschließender Vergärung minimiert den größten Emissionsrucksack der Landwirtschaft. Dieses Stroh, das nicht auf dem Acker zersetzt wird, emittiert deutlich weniger Treibhausgase und verbessert mit der Rückführung der Gärprodukte dennoch die Bodenstruktur. Energieintensiv erzeugte Kunstdünger werden eingespart. Weitere neue Substrate aus Blühpflanzenkulturen, Dauergrünland, Zwischenfrüchten und Paludikulturen absorbieren mehr CO2 als sie selbst verursachen, helfen der Artenvielfalt auf die Beine und bauen obendrein Humus auf.

Diese vielfältigen Nutzen werden bisher nicht ausreichend honoriert. Die Forderungen nach freiwilliger Umstellung sind für Landwirte, die unter hohem Preisdruck stehen, teure Zumutungen. Deshalb müssen die Mehrkosten durch passende Programme aufgefangen werden. Genau das wird mit Hilfe der wachsenden Erträge aus der Erzeugung von Biogas deutlich vereinfacht. Besonders Landwirte, die unter dem Rückgang der Veredelung und der geringeren Nachfrage nach Tierfutter leiden, werden in der Erzeugung von Spitzenstrom und Wärme für Nahwärmenetze ein willkommenes neues Einkommen finden.

Wie das geht, erfahren Sie auf der Biogas Trade Fair 2021 in Nürnberg, speziell beim Flex-Forum am 7. Dezember um 14:00 Uhr.

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