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„Fischwohl“ – Wissenschaft trifft Praxis

Das Projekt „Tierwohlbewertung in der Aquakultur“ ist Ende März 2021 nach dreieinhalb jähriger Laufzeit zum Abschluss gekommen. Das durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Forschungsvorhaben wurde von der Gesellschaft für Marine Aquakultur mbH (GMA) in Zusammenarbeit mit der DLG durchgeführt.

In der Studie wurden an Regenbogenforellen in Durchflussanlagen in Deutschland relevante und verlässliche Tierwohlindikatoren ermittelt und ein Tierwohl-Bewertungsindex erarbeitet. Ziel war es dabei, ein möglichst leicht verständliches und schnell durchführbares Bewertungsschema zu erstellen, welches über eine hohe Aussagekraft zum Tierwohl verfügt.

Auf neun Forellenbetrieben wurden Parameter zum Management erfasst, das Verhalten der Fische beobachtet, die Wasserqualität gemessen und der Gesundheitszustand direkt an einer Stichprobe von Fischen ermittelt. Es wurde unter anderem das äußere Erscheinungsbild der Fische beurteilt, die Länge und das Gewicht gemessen, die Organgesundheit sowie Parameter zur Erfassung von Stress erhoben.

Die Ergebnisse zeigten, dass Parameter zu Management, Wasserqualität, Verhalten, Gewicht, die Organgesundheit sowie Stressparameter alle mit den äußeren Schäden (unter anderem der Augen, Haut und Flossen) der Fische korrelierten. Dies weist darauf hin, wie wichtig eine genaue Erfassung des äußeren Erscheinungsbildes ist und wie gut sich die Schäden als Tierwohlindikatoren und Spiegel ihrer Haltungsumwelt und des Managements eignen.

Bei der Auswahl von Indikatoren für einen vergleichbaren Tierwohlindex stellte sich heraus, dass die Wasserqualität nicht regelmäßig auf allen Betrieben gemessen wird. Für einen Tierwohlindex bedarf es jedoch Langzeitdaten mehrerer Wasserparameter, um verlässliche Aussagen zum Tierwohl treffen zu können.

Beim Verhalten zeigte sich, dass eine eingeschränkte Sicht auf die Fische die Objektivität der Beobachtung vermindert und das Verhalten somit ebenfalls problematisch für einen vergleichbaren Tierwohlindex sein kann. Es sollte von Mitarbeitern natürlich dennoch täglich kontrolliert werden.

Am äußeren Erscheinungsbild, welches direkt am Fisch erhoben wird, können hingegen verlässlich und zügig, zum Beispiel im Rahmen der Schlachtung, mit Hilfe von Bildern die unterschiedlichen Schweregrade von Verletzungen - unter anderem der Haut, Flossen oder Augen - erhoben werden.

Mit dem Tierwohlindex basierend auf äußeren Schäden wird dem Fischhalter die Möglichkeit gegeben, das Tierwohl noch genauer einschätzen zu können und schnell und konkret tierschutzrelevante Schwachstellen und Handlungsbedarf in seiner Produktion zu erkennen. Mögliche weitere Untersuchungen können dann Ursachen ans Licht bringen, und man kann Abhilfe schaffen.

Neben der direkten Erhebung des Tierwohles ergeben sich aus dem Projekt auch generelle Haltungs- und Monitoring- Empfehlungen zu Management, Wasserqualität und Verhalten, so dass die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit einen wichtigen Beitrag für den Schutz von Regenbogenforellen in der Aquakultur leisten können.

Der Bewertungsindex und das Bildmaterial zur Bewertung des äußeren Erscheinungsbildes kann bei der Gesellschaft für Marine Aquakultur mbH angefordert werden (Lina Weirup, weirup@gma-buesum.de, Tel. 04834 / 96 53 99 15).

Autoren: Lina Weirup (GMA), Birgit Schmidt-Puckhaber (DLG) und Henrike Seibel (GMA)