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Frühkartoffeln

Sorgfältige Vorbereitung von Pflanzgut und Boden

Die Pfalz ist eine Gunstlage für den Frühkartoffelanbau. Hartmut Magin aus Mutterstadt hat sich auf das Vorkeimen von Pflanzgut spezialisiert. Über Aufwand den er investiert, um ein zügiges Wachstum und eine frühe Ernte sicherzustellen, lesen Sie im Artikel: „Sorgfältige Vorbereitung von Pflanzgut und Boden“, erschienen in der „Kartoffelbau“.

In der Halle von Hartmut Magin stehen die Vorkeimkisten in hohen Stapeln aufgereiht, nach Sorten und Pflanzzeitpunkten getrennt. Dazwischen hängen Lampen, um die Keimbildung der Kartoffeln zu steuern. Das Vorkeimen der Pflanzkartoffeln ist Ende Januar in vollem Gang. Der Landwirt aus Mutterstadt ist der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft Pfälzer Grumbeere und einer von 265 Anbauern. In der Pfalz und den angrenzenden Gebieten entlang des Rheins werden auf rund 4.100 ha Frühkartoffeln angebaut, davon etwa 1.100 ha unter Folie.

Die Pfälzer Erzeuger setzen auf einen hundertprozentigen Saatgutwechsel. „Wir brauchen für den frühen Anbau qualitativ gutes Pflanzgut. Die Kartoffeln liegen unter Umständen aufgrund der Kälte im Frühjahr lange im Boden, bevor das Wachstum beginnt“, erklärt Magin. Die Betriebe bestellen das Pflanzgut der verschiedenen Sorten in Absprache mit den Abnehmern der Kartoffeln frühzeitig. „Wir haben auch in diesem Jahr, in dem Pflanzkartoffeln knapp sind, alle gewünschten Sorten bekommen“, so Magin. Der Kontakt zum Kunden ist für die Erzeuger wichtig, um vorzuplanen, zu welchem Zeitpunkt der Absatz der Kartoffeln stattfinden soll. Die Erzeugergemeinschaft führt Statistiken, die zusätzlich helfen, die Absatztermine einzuschätzen.

Die Pflanzkartoffeln werden im November oder Dezember auf den Betrieben angeliefert. Das bedeutet, dass die Kartoffeln ungefähr drei Monate gelagert werden müssen. Eine Temperaturführung im Lager bzw. in dem Gebäude, in dem die Vorkeimung stattfindet, muss möglich sein, um die Qualität des Saatgutes zu erhalten. Magin ordert wie die meisten Betriebe größenmäßig gebrochen kalibriertes Saatgut in 10-mm-Spreizung, um später nach dem Pflanzen einen gleichmäßigen Feldaufgang zu bekommen. Einzelne Erzeuger sortieren die Pflanzkartoffeln selbst nach Größe. Das kostet Zeit und erfordert Personal – beides ein knapper Faktor auf den Betrieben. Außerdem ist bei der Selbstsortierung Vorsicht geboten, weil unter Umständen eine Reklamation der Saatgutqualität nicht möglich ist. 

Sechs bis acht Wochen Belichtung

Die Pflanzkartoffeln werden in der Regel in Big Bags oder per Lkw angeliefert und auf den Betrieben in die Vorkeimkisten gefüllt. In jede Kiste kommen 10–12 kg Kartoffeln, das entspricht etwa zwei bis maximal zweieinhalb Lagen Kartoffeln. Magin nutzt weiße Kunststoff-Vorkeimkisten, die das Licht gut durchlassen und sich leicht stapeln lassen. Er greift aber auch noch auf alte Holzkisten zurück: „Ich nutze die Holzkisten ganz gerne. Sie atmen mit und können auch Feuchtigkeit aufnehmen, etwa, wenn die Kartoffeln bei Temperaturschwankungen schwitzen.“ 

Mit der Belichtung wird der Stoffwechsel der Kartoffeln gesteuert, um sie in optimaler Keimstimmung zu halten. Hierfür werden spezielle Vorkeimlampen eingesetzt, die das Licht gleichmäßig zu allen Seiten abgeben. Die Lampen werden so zwischen den Kisten angebracht, dass alle Kartoffeln gleichmäßig belichtet werden. „Nach und nach rüsten wir von Leuchtstoffröhren auf LED-Lampen um“, erklärt Magin. Sie verbrauchen weniger Strom. Denn der Stromverbrauch ist beim Vorkeimen nicht zu verachten – das Lichtprogramm für das Vorkeimen läuft sechs bis acht Wochen. Am Ende soll ein stabiler Keim von 5 bis 10 mm Länge stehen. Hartmut Magin keimt alle Kartoffeln vor, auch das Saatgut für die Anschlusssorten. Die Pflanzkartoffeln für die späteren Pflanztermine werden allerdings ohne technische Belichtung vorgekeimt. Hier reicht es, sie an sonnigen Tagen auf dem Anhänger unter das Vordach der Maschinenhalle zu stellen, damit sie in Keimstimmung versetzt werden.

Pflanzen in vorgezogene Dämme

Für die ganz frühen Kartoffeln wählt Magin eher sandige und siebfähige Böden aus, die sich schnell erwärmen. Auf Grundlage einer Bodenprobe erfolgt die Grunddüngung mit Phosphor, Kali und einem Teil des benötigten Stickstoffs. Der Dünger wird eingearbeitet, damit er für die Kartoffeln verfügbar ist. Eine Unterfußdüngung ist bei der Handpflanzung von Frühkartoffeln technisch nicht umsetzbar. Zur Bodenvorbereitung gehört das Ziehen von flachen Dämmen, in die später die Kartoffeln gepflanzt werden. „Die Dämme trocknen schneller ab und erwärmen sich eher“, so die Erfahrungen des Landwirts.

Sobald der Boden befahrbar ist, werden die ersten Kartoffeln gepflanzt. Das ist meistens Ende Februar der Fall. Auf dem Betrieb Magin kommt eine alte Handpflanzmaschine zum Einsatz, auf der vier Mitarbeiter die Kartoffeln von Hand einlegen. „Wir brauchen eine Technik, die leicht genug ist, um auf dem gerade tragfähigen Boden fahren zu können“, erklärt Magin. Nicht jede Sorte eignet sich für die ganz frühe Auspflanzung, auch wenn sie als sehr früh eingestuft ist, so seine Erfahrung. 

Nach dem Pflanzen werden die Dämme mit Dammfräse oder Dammformer gezogen, je nach Boden. Es schließt sich eine Herbizidanwendung an, bevor die Kartoffeldämme mit Vlies oder Folie abgedeckt werden. Die Wahl der Abdeckung richtet sich auch nach dem Anspruch der Sorte und dem angestrebten Liefertermin. 

Fazit

Das Vorkeimen von Kartoffeln ist ein Muss für den Anbau von Frühkartoffeln. Nur mit vorgekeimten Pflanzkartoffeln lässt sich ein Wachstumsvorsprung erzielen, der durch die Bedeckung mit Vlies oder Folie weiter unterstützt wird.