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Öko-Landwirt Sönke Strampe über die Vermarktung der Süßkartoffel

„Man muss Abenteuerbereitschaft mitbringen“

Der ökologisch wirtschaftende Ackerbaubetrieb Strampe Agrar GbR aus Bienenbüttel baut einige Kulturen jenseits des Mainstreams an und hat als weitere Alternative die Süßkartoffel für sich entdeckt. Geschäftsführer Sönke Strampe über die Strategie der regionalen Vermarktung, Einsatzbereitschaft und Wachstumsperspektiven für diese spezielle Kultur. Auf den DLG-Feldtagen 2024 steht Sönke Strampe seinen Berufskollegen und -kolleginnen im Rahmen der Praktiker-Sprechstunde zum Projekt „alternative Anbaukulturen“ an der DLG-Plaza zur Verfügung.

DLG: Welche alternativen Anbaukulturen bauen Sie auf Ihrem Betrieb an?

Sönke Strampe: Als ökologisch wirtschaftender Betrieb haben wir grundsätzlich eine weite Fruchtfolge und bauen unter anderem Erbsen, Ackerbohnen, rote Bete, Hanf und Kürbis an. Eine echte Alternative für uns im Anbau ist aber die Süßkartoffel.

Wie ist der Entschluss entstanden, diese Kulturen mit in die Fruchtfolge aufzunehmen?

Als Bioland-Betrieb wollen wir chemischen Pflanzenschutz vermeiden, ebenso wie die Ausbringung von synthetisch hergestellten Düngern. Deshalb versuchen wir Kulturen der gleichen Pflanzenfamilien möglichst weit voneinander entfernt in die Fruchtfolge einzubinden, um für diese Pflanzen typischen Krankheiten und Schädlingen keine Wirte zur Verfügung zu stellen.

Hinzu kommt auch der Gedanke, sich mit der Vermarktung von Nischenprodukten und Trend-Gemüsesorten in den Vordergrund zu heben. Durch die auf diese Weise gewonnene Bekanntheit hat der Betrieb an Aufmerksamkeit gewonnen: Der Vermarktungsvorteil färbt auch auf weitere Kulturen ab.

Beispiel Süßkartoffel: Welche speziellen Herausforderungen gehen mit dem Anbau einher?

Speziell ist das richtige Stichwort. Nicht ohne Grund ist regionales Angebot in guter Qualität noch sehr rar. Der Anbau von Süßkartoffeln erfordert viel Einsatzbereitschaft und besondere Maschinen, die auf die Kultur angepasst sind. Das Risiko, teure Anbaufehler zu machen, ist hoch. Man muss Zeit mitbringen, sich mit der Kultur intensiv zu befassen - und auch ein wenig Abenteuerbereitschaft.

In welcher Weise vermarkten Sie Süßkartoffeln und wie schätzen Sie die weitere Vermarktungsperspektive ein?

In unserer Vermarktung sind wir breit aufgestellt über zahlreiche Abnehmer. Das geht über Direktvermarktung mit Paketversand, den Großhandel und Abo-Kisten, also sogenannte Gemüsekisten für Endverbraucher. Sogar die aussortierte B-Ware findet ihre Verwertung als Tiefkühl-Ware.

Die lukrative Vermarktung von Nischenkulturen wird oft als Herausforderung beschrieben: Wie erleben Sie das auf Ihrem Betrieb?

Da wir in Deutschland aktuell höhere Produktionskosten haben als in den USA oder Spanien und diese beiden Herkünfte auch deutlich höhere Ernten einfahren, ist die Vermarktung unserer Produkte aufwendig.

Wie begegnen Sie der Herausforderung – und welche Lehren ziehen Sie daraus?

Man muss die Vorteile des regionalen Anbaus klar hervorheben und Abnehmer finden, die sich darauf auch einlassen. Daher ist der Absatz schnell limitiert und nur ein langsames Wachstum möglich.

Wer denkt, Süßkartoffeln anzubauen und große Mengen zu verkaufen durch den niedrigsten Preis, der wird schnell eines Besseren belehrt sein.


Interview: Stefanie Pionke, Koordinatorin DLG-Newsroom

Zu Person und Betrieb

Sönke Strampe ist Geschäftsführer der Strampe Agrar GbR. Der ökologisch wirtschaftende Betrieb ist Mitglied des Bioland-Verbandes und befindet sich in der Gemeinde Bienenbüttel im Landkreis Uelzen in Niedersachsen. Die Strampe Agrar GbR ist ein Ackerbaubetrieb mit kleinem Anteil Gemüsekulturen.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst 245 Hektar. Seit 2016 setzen Sönke Strampe und seine Frau Anna auf den Anbau von Süßkartoffeln. Süßkartoffel-Boxen und weitere Gemüse-Boxen vermarktet Strampe unter anderem über den Online-Shop „Sönkes Süßkartoffeln“.



Mehr Informationen. www.soenkes-suesskartoffeln.de

Alternative Anbaukulturen auf den DLG-Feldtagen

Klimawandel, Wirkstoffwegfall, Anbaudiversifizierung, Einkommensalternativen – Dies sind nur einige Gründe für landwirtschaftliche Betriebe, Alternativen zu den bisherigen Kulturarten zu suchen. Die DLG stellt auf den Feldtagen mit ihrem Projekt „alternative Anbaukulturen“ acht bisher wenig verbreitete Kulturen in Demoparzellen auf den DLG-Feldtagen am DLG-Stand „DLG Plaza“ (Stand-Nr. VG 15) vor: Neben der Lupine sind dies Hanf, Linse, Hirse, Kichererbse, Leindotter, Mohn und Südkartoffel.

Die DLG-Feldtage 2024 finden vom 11. bis 13. Juni, auf Gut Brockhof bei Erwitte statt. Jeweils Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 13 bis 14 Uhr stehen Praktiker und Praktikerinnen wie Sönke Strampe ihren Berufskolleginnen und -kollegen im Rahmen einer Sprechstunde zur Verfügung.