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6. Ab 1887 - die Ausstellungen der DLG

Wirksames Instrument zur Förderung des technischen Fortschritts

Als Max Eyth 1882 nach zwanzigjähriger Tätigkeit in aller Welt nach Deutschland zurückkehrte, war er entsetzt über den Zustand der heimischen Landwirtschaft. Im Zeitalter der Industrialisierung Deutschlands und im Vergleich zu England und den USA war die deutsche Landwirtschaft als rückständig und hinsichtlich der eingesetzten Maschinen als veraltet einzuschätzen. Die Nutzung des technischen Fortschritts für die deutschen Bauern haben Max Eyth und die Gründerväter als eine der wichtigsten Aufgaben für die neue Gesellschaft gesehen. Das Medium Ausstellungen hatte der DLG-Gründer in vielen Ländern kennen gelernt und die Möglichkeiten dieses Instruments für den Fortschritt in der Welt der Technik erkannt. 

Zugleich hat er den kümmerlichen Zustand vieler landwirtschaftlicher Landesausstellungen in Deutschland gesehen. So verfügte keine der schon bestehenden regionalen Veranstaltungen über eine ernstzunehmende Maschinenausstellung.

Neues Konzept: Fachausstellungen mit hohem Informationswert

Unter der Federführung von Max Eyth, der sich neben dem Vorsitz der Geräteabteilung auch die Ausstellungsleitung vorbehielt, wurde eine Schauordnung für die Ausstellung eingeführt. Darin grenzte er die DLG-Ausstellung von den bisher bekannten Ausstellungen scharf ab. Entscheidend war das erste Prinzip der DLG-Schauordnung: „Ausschluss von allem, was der Landwirtschaft nicht dient“, d.h. kein „Trödel“ oder „Vergnügungspark“. Die DLG-Ausstellung wie auch die Tier- und die Maschinenschau sollten strikt fachlichen Charakter mit hohem Informationswert haben. Bis heute orientiert sich die DLG an diesem Typ der modernen Fachausstellung – ein Garant dafür, dass ihre Ausstellungen sich inzwischen zu den weltweiten Leitausstellungen in den verschiedenen Branchen entwickelt haben.

Die jährlichen Ausstellungen waren als Wanderausstellungen konzipiert: Aufgrund der Größe des deutschen Reiches und vor allem der damaligen Verkehrsinfrastruktur sollten sie abwechselnd in den zwölf Gauen des deutschen Reiches stattfinden. So sollten Landwirte in allen Regionen Deutschlands die Möglichkeit erhalten, sich über neueste Maschinen und Geräte, Trends in der Tierzucht und über das Arbeitsfeld Landwirtschaft zu informieren. Das Prinzip des Wanderns durch die Regionen Deutschlands wurde in den ersten Jahrzehnten strikt eingehalten. Erst 1986 ging die DLG-Ausstellung in der internationalen Fachausstellung für Landtechnik Agritechnica und einer internationalen Fachausstellung für Tierproduktion, der heutigen EuroTier, auf, die beide an einem festen Standort, nämlich Hannover, stattfinden.

Erste DLG-Wanderausstellung 1887: „Meisterwerk“ findet großen Anklang

Der Ingenieur Max Eyth überließ nichts dem Zufall. Vorbereitung und Durchführung der 1. Wanderausstellung in Frankfurt am Main waren penibel organisiert. Für die Verantwortlichen war das Vorhaben ein ungeheures Risiko, auch finanziell: Denn es war unklar, ob die deutsche Landwirtschaft sowohl auf Aussteller- wie Besucherseite das neue Ausstellungskonzept annahm. Doch die Resonanz war enorm: Vor allem für die Tierschau meldeten sich mehr Aussteller als erwartet, und fast 50.000 Besucher machten die Ausstellung zu einem großen Erfolg, der Max Eyth und den beteiligten Mitarbeiter hoher Anerkennung einbrachte. Nicht nur die Schauordnung setzte Akzente, sondern auch der informative „Ausstellungsführer“ für die Besucher. Die Premiere bot aber auch auf anderen Gebieten Interessantes, so eine „Humoristische AusstellungsZeitung“, die zu Beginn der Veranstaltung erschien.

Insgesamt hinterließ die 1. DLG-Wanderausstellung in Frankfurt am Main in den landwirtschaftlichen Kreisen nachhaltigen Eindruck. Dies beflügelte die weitere Entwicklung der DLG-Ausstellungen wie auch die Etablierung der DLG als ernstzunehmende und zukunftsweisende Organisation erheblich.

Übersicht über die weiteren Ausstellungs-Standorte und Besucherzahlen

Der Blick auf die Entwicklung der DLG-Ausstellungen zeigt, dass die Lage der Standorte Auswirkungen auf den Besuch hatten. Da es Freilandausstellung waren, hatten natürlich die Witterungsverhältnisse ebenfalls Einfluss auf die Resonanz. Aber auch politische Gründe wirkten sich auf das Ergebnis aus, so beispielsweise bei der Ausstellung 1895 in Köln, die mit 56.000 Besuchern rund 100.000 Besucher weniger als im Jahr zuvor in Berlin verzeichnete und einen saftigen Fehlbetrag verursachte. Max Eyth vermutete hier, dass der „schwärzere, katholische Teil der Bevölkerung“ sich weigerte mitzumachen, da die DLG-Ausstellung von Berlin aus organisiert und so für eine „liberal-protestantische-preußische“ Veranstaltung gehalten wurde.

Geschichte geschrieben: Einführung und Entwicklung des technischen Fortschritts gefördert

Bei der 4. DLG-Wanderstellung 1890 in Straßburg wurde zum ersten Male die Zahl von 100.000 Besuchern überschritten, die 200.000 zum ersten Male in Hannover 1903, die 300.000 in Berlin 1906 und die 400.000 in Hamburg 1910. Bis 1986 fanden 56 DLG-Ausstellungen an insgesamt 22 verschiedenen Standorten statt, die von rund 16 Millionen Menschen besucht wurden. Alle neuen Trends und technischen Neuerungen haben sich auf DLG-Ausstellungen abgezeichnet und wurden hier einem großen Interessentenkreis in der Praxis bekannt gemacht.

(hgb)

„Humoristische AusstellungsZeitung“

Eine „Delikatesse“ besonderer Art von der ersten DLG-Ausstellung 1887 in Frankfurt: eine köstliche „Humoristische AusstellungsZeitung“.

Chronik der DLG-Ausstellungen:

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