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Die Tierzucht-Abteilung (ab 1886)

Von der Unordnung …

Max Eyth kennzeichnete die Situation der deutschen Tierzucht im noch jungen deutschen Kaiserreich sehr treffend: „Unser deutscher Partikularismus hat selbst die Tierwelt ergriffen, jedes bedeutendere Tal züchtet einen besonderen Schlag“. Hohe Tierleistungen waren in diesem Umfeld nicht zu erwarten, fortschrittliche Züchter versuchten durch Import von Vatertieren aus England, Holland oder der Schweiz ihre Lage zu verbessern.

Ein entscheidender Fortschritt auf breiter Basis wurde aber von der DLG ausgelöst. Denn die Tierschauen waren nicht nur Schaufenster der Tierzucht, sondern gaben durch den Wettbewerb um die Prämien für die besten Zuchttiere wirksame Anreize zu einer Leistungsverbesserung.

…über die Schauordnungen…

Um das Ziel, die mehr oder weniger planlose Kreuzung zahlloser Landschläge durch eine geordnete Reinzucht in größeren Zuchtgebieten zu ersetzen, bedurfte es erheblicher Vorarbeiten. Aus Bestandsaufnahme, Zielbeschreibung, Rassen- und Klassendefinition entstand mit Unterstützung durch die landwirtschaftlichen Vereine allmählich die Schauordnung, das Gesetz der Tierwettbewerbe. Zuständig für die Umsetzung in die Praxis und beschlussfassendes Organ der DLG wurde 1886 die Tierzuchtabteilung, hervorgegangen aus den Sonderabteilungen Viehzucht und Ausstellung Tiere. Für die Tiergattungen Pferde, Rinder, Schafe und Schweine bestanden seit 1887 Sonderausschüsse, bei Schafen getrennt für Merinos und Fleischschafe. Zunächst nur beratend für den Ausschuss Tierzuchtabteilung tätig, wurden sie später auch bestimmend für die Schauordnung und das Preisausschreiben. Die sorgfältig geplanten und durchgeführten Ausstellungen wurden so Vorbild für alle größeren Schauen in Deutschland. Als besonderer Mangel wurde zur Zeit der DLG-Gründung auch das Fehlen brauchbaren Schrifttums mit Beschreibungen über einzelne Rassen und von Anleitungen für die Zucht und zum Richten der Tiere empfunden. Dem hat die Tierzucht-Abteilung nach und nach durch entsprechende Veröffentlichungen abgeholfen. Hierzu sind unter anderem zahlreiche Umfragen über den Stand der Zucht durchgeführt worden, die Informationen über die Verbreitung, Eigenschaften und Leistung der Haustierschläge brachten und in die Anleitungen für das Richten Eingang fanden.

…bis zu Züchtervereinigungen

Besondere Verdienste hat sich die Tierzuchtabteilung um die Bildung von Züchtervereinigungen erworben. Die Herdbuchzucht wurde besonders gefördert, und im Jahre 1889 wurde beschlossen, dass Züchterverbände nur dann zu den Ausstellungen zugelassen werden könnten, wenn sie von der DLG als „dauernde Züchtervereinigung“ anerkannt waren. Die Vorbedingungen dafür wurden nach Vorarbeiten 1892 konkretisiert und den jeweils neuen Erkenntnissen angepasst. Zu den Mindestanforderungen gehörten Angabe des Zweckes von Zuchtrichtung und Zuchtziel in den Satzungen, regelmäßige Körungen und Revisionen der Zuchttiere, die Zuchtbuchführung in den Vereinigungen und bei den Züchtern über die eindeutig gekennzeichneten Tiere. Die DLG behielt sich das Recht zur Kontrolle vor und konnte bei Nichtbefolgung der Richtlinien die Anerkennung zurückziehen. Unter sach- und fachkundiger Leitung konnten die Züchtervereinigungen die Zucht nachhaltiger beeinflussen als die Einzelzüchter und größere Gebiete mit einheitlicher Zuchtrichtung schaffen. Durch die Gründung der Züchtervereinigungen hat die deutsche Tierzucht eine außerordentliche Förderung erfahren, denn dies wirkte sich auf alle Maßnahmen mit der Zucht und Haltung der Tiere aus.

Zahl der Züchtervereinigungen im Deutschen Reich

  1887 1898 1914 1927
<b>Pferde</b>        
Warmblut 6 17 102 156
Kaltblut 4 30 164 339
<b>Rinder</b>        
Höhenvieh 34 216 1224 719
Niederungsvieh 18 58 498 683
<b>Schafe</b>        
Merinos       17
Fleischschafe       15
Landschafe   1 10 22
<b>Schweine</b>   13    
Weiße Edelschweine     38 36
Veredelte Landschweine     147 64
Unveredelte Landschweine     1 10
<b>Andere</b>     2  
<b>Ziegen</b>   19    
Weiße     1102 1278
Bunte     452 295
<b>Zusammen 62 354 3740 3684</b>

(he)

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